Morgens, 8.00 Uhr, im Bus

Die Sonne scheint, als wäre dieser frühe Herbst nie vorhanden gewesen.
Tanzende Sonnenstrahlen lassen Glück auf der Haut zurück und die Minuten bis zum Eintreffen des Buses vergehen zu schnell.
Wie jeden Morgen wartet mit mir die zarte Frau, ca. Mitte zwanzig, zwei kleine Kinder, eins davon noch im Kinderwagen. Das Bellen des schwarzen Hundes scheint im Goldlicht musikalischer als sonst zu klingen. Auch die laute Stimme der noch müden Mutter ruft heut weniger oft „Keeeeeevin, komm jetzt „.
Die Mücken tanzen im Sonnenlicht, das ein wenig grau wird vom aufsteigenden Zigarettenrauch den sie ausstößt. Dem Kleinkind im Wagen schnell einen Zwieback in die Hand gedrückt, Zeit ist Rauch.
Gut, oder besser nicht gut,  wiederholt sich dies alle Morgen. Aber heute, wie gesagt, scheint die Sonne, löst sich die Spannung, habe ich ein Lächeln für sie. Sie lächelt zurück.
Neben uns stehen zwei ältere Damen, die nicht zu meiner morgendlichen Fahrgemeinschaft gehören. Sportliche 3/4 Hosen, karierte Kurzarmblusen,Turnschuhe und Rucksack weisen sie als Schönwetterwanderer aus. Und, richtig, im nun eingetroffenem Bus sitzt der Rest der rüstigen Rentnertruppe.
Die Zeit bis zum Erreichen der geplanten Halte-und Ausstiegsstelle vergeht ihnen im Gespräch wie im Flug.
Nein,  ich habe wirklich nicht gelauscht. Die Gespräche gingen kunterbunt über mehrere Sitzreihen, ich stand im Mittelgang , Flucht war unmöglich.
„Hast du den gesehen?“
„Wen?“
„Na, den dort,  der die Straßenkehrmaschine fährt.“
„Ah, ja, wie bei uns, nur der fährt wenigstens am Straßenrand. Vor meiner Haustür fahren sie immer in der Mitte der Fahrbahn. Wahrscheinlich, damit sie bloss ja nicht diese Dinger wegkehren müssen.“
„Was für Dinger? “
„Och,die jetzt überall rum liegen, man fällt noch hin, wenn sie nicht endlich beräumt werden. Keiner macht mehr Ordnung. Gestern musste ich mein Auto umparken, es knallte nur so auf’s Dach. Nein, zum Glück keine Kratzer, nur Dreckflecken, Hilde hat die gleich weggeputzt. Stimmt’s Hilde, und gesagt, dass endlich gefegt werden muss, hast du auch und überhaupt,  warum stehen die eigentlich noch dort? War da nicht ein Radweg geplant?“
Der Bus bremst und fährt elegant an die Haltestelle.Aus der geöffneten Tür strömen lustig wa(u)nderlich gekleidete Senioren und begeben sich auf den Spaziergang.
Sie werden doch nicht in einer Kastanienallee wandeln wollen? Sie könnten auf den Kopf fallen, die Kastanien, Ihnen, den rüstigen Senioren.
Hier muss auch ich aussteigen.
Schnell sammle ich mir noch eine glänzend braune Frucht und flüstere ihr zu,  ein Glück, dass du nicht unter die Straßenkehrmaschine geraten bist.
8.30 Uhr,Sonne, ich muss jetzt wirklich in’s Büro.

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34 Gedanken zu „Morgens, 8.00 Uhr, im Bus

  1. eckisoap

    guten morgen auch von mir. geschichten, die das leben…usw….wunderbar. ich traf eine wohl ähnliche truppe grade beim einkauf im supermarkt. allerdings war mir die flucht möglich 😉
    hier sind die kastanien noch nicht ganz soweit. ich freue mich aber auch drauf …. einen schönen tag wünsche ich dir….und allen hier.

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  2. melcoupar

    Ich habe vor einigen Tagen meine erste Kastanie in diesem Jahr aufgesammelt … Ich wünsche Dir einen herrlichen Tag. Melanie

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  3. Silberdistel

    Ich habe im Urlaub auch welche gesammelt. Sie haben mich magisch angezogen. Sie sind noch immer in meiner Jackentasche – als liebe Begleiter 🙂 Als Kinder haben wir viel aus Kastanien gebastelt und später mit meinen Kindern zusammen auch. Das war immer eine schöne Zeit.

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  4. Anna-Maria

    Ich habe mit meiner Mutti auch immer Kastanien gesammelt, auf dem Heimweg vom Kindergarten. Mit der Schaukelinhaberin tu ich dies nun auch. Als sie noch Baby war, habe ich für sie bei einer Kutschfahrt 7 Stück gesammelt. Eine je für meine liebsten Familienmitglieder (Gärtnerpapa, Arabellamama, der Wissende, meine allerliebste Tochter die Schaukelinhaberin, dem tollsten Papa der Schaukelinhaberin (der Zugeflogene) und der Oma Schäbi) und eine auch für mich. Diese befinden sich in einer kleinen Spieluhrdose und bringen uns Glück. Ab und zu dreht die Schaukelinhaberin an der Spieluhr und spielt mit den Kastanien.

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      1. martinakunze

        Ich komme hier gerade nicht weg…der Hopser vom Essigbaum zu Engels mit Zwischenstopp, Hier könnte ich mich gerade auf ein Baumblatt legen und sanft einschlummern…

      2. arabella50 Autor

        Das was du gerade beschreibst, so stelle ich mir reine Freude vor.
        Ein Gefühl, so warm, dass ich darin einschlafen möchte.
        Herzlich danke ich dir für deine lieben Worte.

      3. martinakunze

        Sie kamen einfach so aus mir. Wenn das Herz berührt wird…geschehen die schönsten Dinge…
        Ich danke dir und A.-M. So wundervoll ihre und deine Worte….deine Hingabe zu einer „Kastanie“

    1. martinakunze

      Lieb Anna-Maria,
      ich find`s ja heute geradezu wunderbar Dir auf diesem Weg sagen zu können.
      Du musst eine vom Himmel gefallene Engelin sein, die sich wahrlich die großartigsten Mama- und Papa-Engel zum Wachsen ihrer kleinen Flügelchen ausgesucht hat. Arabellamama und Gärtnerpapa., zwei große Engel, sehr große Engel mit sehr weiten und sehr großen Flügeln und leichtem Flügelschlag.. Wir ernten, was wir säen, liebe Anna-Maria. Das eigentliche wertvolle Wissen sind genau solche Momente des Lebens, die du zaubern mochtest. An sie erinnern wir uns auf ewig. Davon geht nie etwas verloren. Eben deine Mama ging mit dir Kastanien sammeln…
      7 Kastanien während einer Kutschfahrt. 7mal Liebe. Und eine auch für dich. Lach. Selbstliebe, ohne die kann man andere nicht lieben. Wie schön, dass du dir auch eine schenken mochtest.. Und die Schaukelinhaberin wird vielleicht eines Tages 7 x 7 Kastanien sammeln, irgendwann, wenn sie sich vor dem „heiß“ aufgewärmt hat, wird sie hinausflitzen und die Liebe verteilen, die sie gerade geschenkt bekommt. So ist das mit der Liebe.
      Die Zahl 7 ist eine heilige Zahl. 7 x 7 die potenzierte Kraft der magischen 7
      Eine Kraft die den Sprung über die Grenzen ermöglicht, von dem was im Allgemeinen als möglich gilt.
      Ich wollte hier eigentlich nur kurz zu „Engels“ hüpfen, ich landete bei Engeln.
      In einer Spielzeugdose sind sie aufbewahrt? Magie. Zauberland. Abrakadabra Simsalabim..
      Zugeflogene, Wissende, Schaukelinhaberin, Engelsliebe….Göttergatten….AraBella, Anna-MARIA….
      Danke für diese schöne Geschichte. aus deinem Leben.

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      1. arabella50 Autor

        Liebe Martina, einen Zaubertext hast du meiner allerliebsten Tochter mit dem herrlichen Namen geschickt.
        Danke. Ich danke dir sehr dafür.
        Der Gärtnergatte und ich sind sehr irdisch, niemand weiß das besser, als unsere Kinder.
        Jedoch, wir sind lernfähig.
        Schöner kann der Tag gar nicht beginnen.
        Meine Freude über den so liebevollen Kommentar meiner Tochter war groß. Ich bin stolz auf sie und sie hat natürlich nicht verraten, dass sie die Fleißige ist.

      2. martinakunze

        Auszug aus dem Engelsbuch:

        „Sie ist die Fleißige. 🙂 Ach wie schön…diese Namensgebungen liebe ich.
        Wissender, Fleißige, Schaukelinhaberin, Göttergatte.
        Natürlich seid ihr Irdisch. Aber ihr habt auch Flügel. hee.hee.. Niemand erwartet Perfektion. Wir lernen alle. Darum sind wir hier. Aneinander, miteinander.

        Ganz wunderschön, dass „die Fleißige“ so einen liebevollen Blick auf ihre Familie hat und es dir und der Welt mitteilen mag. Es gibt doch diesen wunderschönen Film „Das Glücksprinzip“. So ist das….
        Arabella, da müssen du und dein „Gärtner/Göttergatte“ euren Kindern etwas irdisch Schönes mitgegeben haben. “

        Für die Irdischen
        aus den Wolken.

        hee.hee.

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