Archiv der Kategorie: Geschichten die das Leben schreibt

Zwischen den Jahren

Die Zeit der Raunächte ist geheimnisumwoben.
Variiernd nach Regionen liegt sie zwischen dem 21.Dezember und dem 5.Januar.
Den 12 Nächten wird magisches nachgesagt.
Jede Nacht steht für einen Monat im neuen Jahr. So wie die Nacht verläuft, verläuft auch der ihr entsprechende Monat.
Der vorherrschenden Dunkelheit wegen gilt die Bezeichnung Raunacht auch für die Tage.
Und dann gibt es in dieser Zeit auch noch besondere Tage, an denen die Möglichkeit besteht, schlecht gelaufenes zu korrigieren.
Das sind der 28.12. und der 5.1.
An diesen Tagen kann durch besonders liebenswürdiges Verhalten noch einmal alles zum Guten gewendet werden.
Sagt man.
Geister sollen spazieren,  versunkene Schlösser und Schätze auftauchen.
Wer’s glaubt…
Vom Ausräuchern der Ställe und Häuser zum Neujahrssegen kommt der Begriff Rauchnacht, der im Lauf der Zeit zur Raunacht wurde.
In dieser Zeit soll die Arbeit ruhen und innerer Einkehr Platz machen.
Das Waschen von großer Wäsche soll vermieden werden. Erlaubt sind nur Kranken- und Babywäsche.
Bis heute wasche ich in dieser Zeit keine Bettwäsche, um kein Unheil über mein Haus zu bringen.
Obwohl mir Aberglauben fremd ist, wobei…meinen Hollunderbusch vorm Haus sehe ich als Sitz der guten Hausgeister.
Die Zeit zwischen den Jahren nutze ich um über das vergangene Jahr nachzudenken.
Ereignisse, schöne und weniger schöne, wollen abgeschlossen werden.
Freunde, die keine waren, zeigten ihr wahres Gesicht,  ich habe gelernt damit umzugehen.
Ich selbst bin nicht fehlerfrei.
Eine völlig neue Welt eröffnete sich mir mit meinem Blog.
Zuerst war er als privates Fotoalbum gedacht, doch ich traf auf so viele kluge, interessierte Menschen…
Jedem der mir hier begegnete, habe ich mindestens ein gutes Erlebnis zu verdanken. Von euch lernend seid ihr mir an’s Herz gewachsen.
Allen gilt mein Dank.
Meine Kinder sind auf dem Weg in eine eigene, gesicherte Zukunft, das beruhigt mich.
Soweit Sicherheit in diesen unruhigen Zeiten überhaupt möglich ist.
Unser Zufluchtsort ist immer unsere Familie und deren fester Zusammenhalt.
In diesen wirtschaftlich und politisch ungewissen Zeiten finden auch andere dahin zurück.
Mit vielerlei familiären und persönlichen Dingen vertreibe ich mir die freien, entspannenden Tage.
Ein Spaziergang mit der Schaukelinhaberin, bei dem die Kleine zufrieden einschläft, ist dabei.
Ihr Glück ist ein einfaches, wie gut tut es, mit ihren Augen zu sehen.
Der Gärtnergatte und ich besuchen eine Theatervorstellung,

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Richard III.stirbt selbst blutig auf dem Schlachtfeld, nachdem er Morde in großer Zahl begangen hat.
Sein letzter Ausruf „Ein Pferd, ein Königreich für ein Pferd. “ ist zum geflügelten Wort geworden.
Eimerweise, im wahrsten Sinne des Wortes,  floss während der Vorstellung das Blut.
An der Theaterbar spüle ich es ab.

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Ein erlebnisreicher Abend war es auf jeden Fall.
Erstaunlich fand ich, dass die vorherrschende Farbe schwarz war, ich mit meiner Kleidung eingeschlossen. Selbst meine Perlen sind fast schwarz. Trugen wir alle Trauer um den mordenden, ungeliebten König aus Shakespeare’s Drama?
Dagegen leuchtete des Gärtnergatten blutrote Fliege an.
Beeindruckend auch die Heimfahrt.
Es ist noch nicht 23.00 Uhr, die Ampelanlagen sind ausgeschaltet,  die Straßen wie leergefegt.
So sehr mich der anstrengende Straßenverkehr tagsüber nervt…Chemnitzer, wo seid ihr alle?
Wiedereinmal bemerke ich wie wenig Geld den meisten meiner Nächsten für abendliche Unterhaltung zur Verfügung steht.
Oder ist es ein mangelndes Interesse,  zieht der Ramsch- und Schwindelkanal RTL und Co. mehr, einfacher, billiger in den Bann der häuslichen vier Wände?
Es kommen viele, liebe Weihnachtsgrüsse

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und freundliche Bloggergaben, sie lassen die Vorfreude auf Weihnachten wachsen.
Dankeschön an alle die grüßten.
Dankeschön, lieber Anadusa
Dankeschön lieber Herr Hund.
Das Projekt von Herrn Hund und Fräulein Schneefeld ist erfolgreich beendet.
Was mich daran, außer der Erfüllung des Traumes der beiden liebenswerten Menschen, besonders begeistert, ist der Zusammenhalt von Menschen einer Gesinnung.
Einer guten Gesinnung. Und eines Zusammenhaltes, den ich mir über die Grenzen des Netzes hinaus vorstellen kann.
Die Umtriebigkeit der Pegida und des Nazigesindels wirft dunkle Schatten über diese, sonst so friedliche, Zeit.
Dagegen werde ich mich zur Wehr setzten.
Und auch der Tod ist allgegenwärtig.
Nicht nur an unserem Tisch bleiben Plätze leer.
Verabschiedet aus dieser Welt haben sich in diesen Tagen Große.
Udo Jürgens, Joe Cocker hinterlassen Leere, die nicht zu füllen ist.
Auch nicht mit ihren schon gesungenen Liedern.
Zwischen all diesen schmerzvollen und schönen Erinnerungen und Erlebnissen verspeisen wir Köstlichkeiten,

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gibt es liebevolle Geschenke an die und von den Liebsten.

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Ein Lächeln liegt mir beim Gedanken an die Freude daran und darüber auf den Lippen.
Das für unsere Schaukelinhaberin der Weihnachtsmann kommt ist klar, seit Wochen erzählt ihre Mama von ihm und versucht so, die Kleine zum ordentlichen Zähne putzen zu bringen.
Als er dann da ist strahlt die Mama, das Kind sieht die Sache vorsichtiger.

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Der Sohn, der kurzerhand ins Weihnachtsmannkostüm gesteckt wurde, schon immer hat die Schwester den Bruder gern verkleidet, weiß sich zu helfen und sichert sich die Sympathien der geliebten Kleinen durch Bestechung mit ihrer Lieblingsschokolade.
Ho, Ho, Ho.
Inzwischen sind die Küchenschlachten geschlagen.

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Der ursprüngliche Zustand meiner großen Wohnküche ist wieder hergestellt und so gibt es ausgiebige Frühstücke mit dem Gärtnergatten und wir genießen unsere Zweisamkeit.
Es gab zum Geschenk Bilder, die unsere Galerie erweitern. Bald werden sie hängen.
Die Weihnachtstage stehen im Zeichen der Familie und des gegenseitigen Besuchens, aber auch der Ruhe.
Den 1. Feiertag haben wir schlicht und einfach entspannt verbummelt.
Wir treffen uns noch einmal alle am 2. Feiertag zu weiteren Schlemmerein, mit allen Familienmitgliedern die wir noch nicht gesehen haben.
Dabei begleitet mich ein neuer Duft, über den ich bald berichten werde.
Nach so viel guten Tagen sehne ich mich nach gesundem Essen und nach noch mehr Ruhe.
Ein Buch, geschrieben nur für mich,  mit all meinen Liebsten als darin handelnde Personen war unter den Weihnachtsgeschenken und vertreibt mir angenehm die Zeit.

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Vergnügt lümmle ich auf meinem Lieblingsplatz, verputzte knackige Äpfel anstatt Schokolade und schaue durch mein großes Fenster in den Garten und den Vögeln zu.
Ihr Futterhäuschen ist immer von mir für sie befüllt.
Und so kommt es, dass der Hollunderbusch trotz mangelnden Laubes nicht kahl ist. Statt Blätter trägt er zu dieser Jahreszeit ein buntes, gefiedertes, lustig zwitscherndes Gewand aus Meisen, Spatzen, Finken, Rotkehlchen und Kleibern und sieht kein bisschen traurig aus. Meine guten Hausgeister eben.
Eine Amsel wagt sich fast bis an mein Fenster, sie hat die dort liegenden Äpfel entdeckt.
Hinterm Salbei ist sie, habt ihr sie gefunden?

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Inzwischen sind der Salbei und auch der Rosemarin in’s Winterquartier umgezogen, in den letzten Tagen ist der Winter eingezogen.
Am 2. Feiertag, in letzter Weihnachtsminute, hat es geschneit und so bleibt keiner meiner Wünsche unerfüllt.

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Den Silvestertag und die Neujahrsnacht werde ich mit meinem Mann begehen.
Schon seit Jahren feiern wir diesen Tag zu zweit.
Wir werden nur für uns ein gutes Essen genießen,  Musik hören und mit einem Glas Sekt auf das neue Jahr anstoßen.
Vielleicht tanzen wir auch hinein.
Die Kinder erholen sich im Urlaub an der Ostsee oder feiern Party mit Freunden.
Dem Silvesterfeuerwerk sehe ich nur zu. Der Lärm ist sowieso nicht zu überhören, na gut, vielleicht vertreibt er ja die bösen Geister, das ursprüngliche Ziel der Silvesterknallerei.
An dem Verpulvern von Geld nehme ich aktiv nicht mehr teil.
Vielleicht wenn die Schaukelinhaberin später den Großvater bittend anlächelt…wer weiß. Starre Prinzipen sind nicht meins.
Wir beide, mein lieber Gärtnergatte und ich, halten zusammen, auch im neuen Jahr 2015, egal wohin es uns führt.
Das ist die Quelle meiner Kraft.
Ich wünsche einen guten Rutsch und ein gesundes neues Jahr.

In dunkelsten Tagen das hellste Licht

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Stille
Nicht unbedingt Stille der Worte, eher eine stille Zufriedenheit des Herzens.
Nach so vielen unruhigen Tagen im Jahr ein ruhiges Vorbereiten.
Eine stetig wachsende Vorfreude.
Immer begleitet von dem innigen Gefühl der Verbundenheit mit den liebsten Menschen.
Backen und Geschenke packen, kochen und Weihnachtslieder singen.
Gemeinsam essen unterm Weihnachtsbaum.

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Atmen.
Beim Spaziergang mit der Schaukelinhaberin.
Ihre kleinen Hände in meinem Haar, das sie beim Mittagsschlaf unbedingt festhalten muss. Keine Macht der Welt würde mich jetzt dazu bringen aufzustehen und mein kleines schlafendes Mädchen zu wecken, weil sie die geliebten Haare loslassen muss.
Atmen.
Beim Anblick des Sohnes, der die vom ersten eigenem Geld gekauften, sorgsam ausgewählten Gaben als Weihnachtsmann verkleidet verteilt und die Augen der Schaukelinhaberin zum Glänzen bringt.
Atmen.
Die liebevolle Fürsorge der Tochter genießend, die den Tisch festlich gedeckt hat und den Baum schmückte und mit ihrer kleinen Tochter um die Wette strahlt.
Atmen.
Die Freude des Gärtnergatten erlebend, wenn er den Festtagsbraten zubereitet und glücklich darüber ist, seine Kinder mit bestem Essen zu verwöhnen.
Atmen.
Den Stolz des Schwiegersohnes spürend, der im eigenen Haushalt als Hausherr die Weihnachtsrede hält und seiner kleinen Familie entgegen lächelt, die er in der Geborgenheit der großen Familie behütet weiß.
Atmen.
Wenn meine Frau Mutter manchmal etwas still am Tisch sitzt,  weil ihre Gedanken bei denen sind, die heute nicht mit uns essen.
Atmen.
Ganz tief, erfüllt von Dankbarkeit für das Licht, das in mir ist und über meinen Liebsten leuchtet und uns erhellt die dunkelste Nacht.

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Christoph

Christoph wird gesucht. Von Jutta
http://juttareichelt.com/

Am Dienstag sah ich ihn. Kurz war er hier.
Und wenn er da ist, ist er überall zur gleichen Zeit, wie es seinem Temperament entspricht.
Wirbelte durch die Luft beim tanzen, dämpfte den Schritt, bringt Alten Erinnerungen und Jungen Vergnügen.
Zusammengerollt kann ich ihn halten dachte ich und gab ihm eine feste Gestalt.
Mittwoch schon war er wieder weg, schlich sich davon so zart wie er gekommen.
Ein Abbild aus Schokolade blieb mir nur, lag neben Rudolph und war glücklich.

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Nur kurz währte der Aufenthalt auch hier.
Ein Augenblick der schmelzenden Wonne und…

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Christoph ist schon wieder weg. Und Rudolph fehlt die Hälfe seines Geweihs.
Oh, du fröhliche. ..

Egal wohin die Zeit mich treibt…

…die Liebe bleibt.
Nein, keine Angst, es kommt kein Artikel über Heinz Rudolf Kunze.
Mir gefällt nur diese Liedzeile sehr.
Das dem in meinem Leben wirklich so ist, hat mein Blog mir in den letzten Monaten gezeigt.
Und damit hat er für mich seinen Sinn erfüllt.
Mein Blog ist mein erster Kontakt mit dem Internet, der über – sehr sporadische –  online Bestellungen hinausgeht.
Und so bin ich hinein geschlittert in die Bloggerwelt und dabei dem einen oder anderen auf die Füße getreten bzw.um den Hals gefallen. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.
Mir ist nur Gutes entgegengebracht worden und dafür danke ich.
Nun verhalte ich mich hier nicht anders als in der realen Welt und in der zählt für mich der Chefarzt nicht mehr und nicht weniger als der Busfahrer,  beiden sind Menschenleben anvertraut.
Wenn sie ihren Job gut machen, haben sie für mich den gleichen ideellen Wert.
Die Qualifikation ihrer Tätigkeit ist eine andere Sache und wird zur Genüge in finanzieller Hinsicht gewürdigt.
Demzufolge gilt mein Interesse auch den verschiedensten Blogs.
Intelektuelle, Schriftsteller sind mir lieb wie es mir die Blümchenblogs sind.
Ich bin selber einer.
Und damit komme ich wieder zur Liebe und der Zeit zurück.
Meiner Liebe zum Garten –  der Spaziergang am 1.Mai war der erste Post, den ich bewusst gestaltet habe.
Danach fiel mir so viel mir Wertes in’s Auge, dass mein Blog nach einem reichlichen halben Jahr zu 80% gefüllt ist.
Und nein, ich werde ihn nicht in einen Premiumblog umwandeln.
Wenn er voll ist werde ich ihn beenden.
Inzwischen folgen mir 160 Menschen, oha!
Danke.
Ein wenig verliere ich den Überblick und so hat es auch eine sortierende Wirkung diesen Blog zu schließen.
Denn, dass es weitergeht ist für mich klar.
Ob in genau dieser Form oder anders oder ähnlich…ich habe Zeit zu entscheiden.
20 % Zeit sind doch mal eine klare Ansage, nicht wahr.
Und so komme ich von der Liebe auf die Zeit und die steht mir heute in größerem Umfang zu Verfügung – Feiertag.
Nur in Sachsen gibt es ihn noch den Buß – und Bettag.
Dafür zahlen wir 0,5 % mehr in die Pflegeversicherung ein.
Mir scheint,  ein wichtiger Tag, der hier gestrichen wurde.
Mit dem Wegfallen schwindet oft die Erinnerung, was in diesem Fall sehr bedauerlich ist.
Der Buß – und Bettag wurde im Laufe der Geschichte aus aktuellem Anlass ausgerufen, um im Fall von Notständen und Gefahren die Bevölkerung durch Gebete und Buße (die ich mit Einsicht gleich setze) zur Umkehr und zur inneren Einkehr aufzurufen.
Schon seit Ende des 19.Jahrhunderts scheinen die Notstände nachgelassen zu haben, denn seit dem wird der Tag 1 x pro Jahr abgehalten und dies am Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag, welcher der letzte Sonntag im Kirchenjahr ist und damit liegt der Buß – und Bettag 11 Tage vor dem ersten Adventssonntag.
Zu mindestens bis 1994.
Im vereinigten Deutschland gibt es selbstredend keine Notstände mehr, außer,  na ja, in Sachsen.
Und somit habe ich mit meinen sächsischen Mitbürgern heute frei und denke darüber nach wie wir gemeinsam die nichtvorhandenen Notstände beräumen.
Danke,  dass all ihr anderen die notwendigen Mittel dafür verdient. Mittel, die eventuell gar nicht notwendig wären, hielten wir an manchen Tagen innere Einkehr und überlegten, was mit uns am Ende unseres Lebens oder auch früher, im Falle eines Unfalls, geschehen soll. Und überlegten wir weiter, wie wir den Menschen, die uns das haben werden lassen, was wir sind, mit Respekt begegnen. Der wiederum für mich bedeutet, ja, ich sorge für dich Mutter oder/und Vater, wenn du das nicht mehr kannst.
Soweit ich kann und noch ein kleines Stückchen weiter.
Und würde die Gesellschaft und ihre Ordnung uns auch noch dabei beratend und helfend zur Seite stehen, ach,  auf was mich 0,5 % doch alles bringen.
Und nun gar 80%.
Danke, dass ihr meinen 80% Blog dahin gebracht habt wo er jetzt ist.
Egal wohin die Zeit mich treibt, die Liebe bleibt.
Danke an euch.

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Nachmittags…im Bus…

Momentan ist mir nicht nach Eis. Das kommt zwar selten vor, aber es kommt vor.
Das hat auch nichts damit zu tun, dass es weiter unten gleich eisig werden wird.
Momentan zieht es mich nach der Arbeit nicht mehr zum Stadtbummel, ich will nur eins, ich will heim.
In meinen nebligen Garten, zu meiner kuscheligen Sofaecke neben dem Kamin, in meine mir Entspannung schenkende Badewanne, zu einer Tasse Earl Grey.
Davon träume ich die ganze Busfahrt über und habe dementsprechend ein freundliches Grinsen im Gesicht.
In der vergangenen Woche ist mir dieses vergangen.
Aus dem Busfenster schauend, sehe ich ein größeres Polizeiauto, umstanden von ungefähr acht bis zehn Polizisten. Zwei davon drehten gerade einem jungen Mann, deutlich als Ausländer zu erkennen, die Arme auf den Rücken. Das Ganze wirkte selbst aus dem vorbeifahrenden Bus gewalttätig.
Dazu muss ich erzählen, in Chemnitz befindet sich in einer (ehemals) stillen Vorstadtstraße ein Asylbewerberheim.
Dessen Kapazität beträgt 520 Plätze. Das Heim ist mit 674 Personen belegt, 79 Plätze davon befinden sich in Außencontainern.
Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder der verschiedensten Nationen haben dort ihren ersten Anlaufplatz.
In Chemnitz herrscht deswegen langsam sich steigernde Aufruhr.
Nun ist es nicht leicht der Sache  gerecht zu werden.
Die verschiedenen Nationen die im Heim Unterschlupf finden müssen, verstehen sich auf großem Raum nicht.
Die beengten Verhältnisse verbessern dies keinesfalls, oft kommt es zu gefährlichen Streiterein, die schnell in Messerstecherein mit Verletzten übergehen.
Die Polizei ist im Heim oft Gast mit Einsatzwagen.
Der Nacht – und Wochenendruhe der anliegenden Bewohner schmucker Einfamilienhäuser kommt das nicht entgegen.
Zusätzlich finden regelmässig an den Wochenenden lautstark Protestdemonstrationen gegen das Ausländerheim statt.
Die ersten Häuser stehen zum Verkauf.
Wie jedoch kann ein Miteinander überhaupt gelingen, wenn die Polizei selbst mit solchen Mitteln wie oben von mir geschildert vorgeht?
Sicher war die Festnahme gerechtfertigt.
Aber heiligt der Zweck die Mittel ?
Unter den Asylbewerbern gibt es, wie unter der allgemeinen Bevölkerung von Chemnitz, schwarze Schafe,  die u.a. mit Drogen handeln.
Denen, egal welcher Herkunft, gehört gehörig auf die Finger geklopft.
Dies jedoch nicht im wortwörtlichen Sinne.
Für mich war diese Szene von Gewalt ein erschreckendes Erlebnis.
Gelegentlich fahre ich morgens mit dem Zug in die Stadt,  die Bahnstrecke führt am Fluß entlang, ich genieße so die Fahrt zur Arbeit wie eine kleine Urlaubsreise.
Vom Haltepunkt der Bahn laufe ich dann ein kleines Stück zur Bushaltestelle, die in der Nähe des Asylantenheimes liegt.
Oft werde ich von Neuankommenden nach dem Weg dahin gefragt.
In gebrochenem Deutsch, aber verständlich, mit Hoffnung im Blick. Wenn ich eine so fremde Sprache so gut sprechen könnte, wäre ich stolz auf mich.
Ich kann es leider nicht.
Was ich kann ist den Weg weisen und ich kann sagen, willkommen in Deutschland.
Lass es uns zur Heimat werden, zu deiner und meiner.
Den übereifrigen Polizisten hätte ich das auch gern gesagt.

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Nachmittags, warten auf den Bus.

Gelegentlich bummele ich nach der Arbeit, auf dem Weg zum Busbahnhof durch die Innenstadt, immer auf der Suche nach einer Kugel Eis und einem grünen Plätzchen für deren Verzehr.
Eine nicht aus Chemnitz  stammende Bekannte charakterisiert diese Arbeiterstadt so:
Das vorherrschende Grau löst sich sofort, wenn du in eine Seitenstraße einbiegst, auf einmal ist alles Grün.“.
So etwas ist natürlich Musik in meinen Ohren.
Offiziell nennt sich Chemnitz seit einigen Jahren Stadt der Moderne.
Dieses Logo muss für irgendetwas stehen.
Ist vielleicht die vorsorgliche Haltung der Stadtväter in Bezug auf meine Fußgesundheit modern?
Auch in der Fußgängerzone sind herrliche Bäume mit darunter stehen Bänken, die zum Verweilen einladen. Ideal, um mein Eis in Ruhe zu schlecken.

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Nur der Weg dahin ist steinig. Bei der Vergabe des Auftrags für die Neuverlegung des Kopfsteinpflasters erhielt der günstigste Anbieter den Zuschlag. Dass der keinen Füllsand zwischen den Steinen im Angebot einkalkuliert hatte, kann kaum übersehen worden sein. Ich gehe davon aus, die Lücken zwischen den Steinen sollen Frauen wie mir beibringen – nur flaches, gesundes Schuhwerk ist auf Dauer zu meinem Besten.

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Wieder hatte ich mich nicht daran gehalten.
Tja, musste ich eben balancierend von Stein zu Stein springen, um das Eis und mich zu dem Baume und der darunter befindlichen Bank zu bringen.
Angekommen dachte ich beim Schlecken, etwas außer Atem, an meine modernen Stadtväter und ihre Eis essenden Frauen.
Was die wohl für Schuhwerk tragen?
Übrigens Oberbürgermeister in Chemnitz ist eine Frau.

Morgens, 8.00 Uhr, im Bus.

Mit dem Zug oder dem Überlandbus fahre ich täglich von meiner Kleinstadt in die nächst gelegene Großstadt zur Arbeit.
In ihr angekommen, nutze ich den weiteren städtischen Linienverkehr. In der Buslinie 21 habe ich Geschichten erlebt, die ich erzählen möchte.
Wenn alles gut klappt, falle ich von einem Bus direkt in den anderen. Es klappt selten alles gut.Gelegentlich ergeben sich dann Wartezeiten.Im Laufe der Jahre lernte ich so die Mitfahrer der verschiedenen Abfahrtszeiten kennen. Verpasse ich den ersten Bus, treffe ich auf ein Grüppchen von Frauen im Alter zwischen 40 und 50. Ihren Unterhaltungen entnehme ich, sie sind für eine Reinigungsfirma tätig.
Chemnitz bietet Frauen dieses Alters und mittlerer (offizieller) Bildung wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Das öffnet dubiosen Firmen Tür und Tor.
Der Ton der Frauen untereinander zeugt vom Zusammenhalt einer Leidensgemeinschaft und von Resignation. In der DDR aufgewachsen und auf ein Berufsleben neben dem Hausfrauendasein orientiert, haben viele Frauen nach der Wende ihren Job verloren. Das Einkommen der Ehemänner ist zu gering, oder gar nicht vorhanden. Ein Schweres über die Runden kommen ist die Folge . Letzter Ausweg sind oft Reinigungsfirmen, geputzt werden muss immer. Viele der Frauen stocken ihr geringes Einkommen mit Hartz IV auf.
Den leisen Gesprächen, die sie untereinander führen, höre ich bewusst zu. Sie erzählen sich von ungeplanten Schichtwechseln und rationierten Putzmitteln, von Kindern und Enkeln. Das sie schlecht bezahlt werden, ist klar. Ihre freundliche Art, dies mit Scherzen zu überspielen, hat ihnen schon lange meinen Respekt gesichert.
Heute ist ihr Thema der Mindestlohn, der ab 2015 bekannter Maßen auch in Sachsen Gültigkeit hat. Im Vorfeld dessen sind die Preise schon mal gestiegen.Die 5 Haltestellenfahrkarte für 1,80 Euro, nur als Beispiel, wurde ersatzlos gestrichen. Der günstigste Fahrschein gilt jetzt mindestens für 1 Stunde und kostet 2 Euro. Bei einem Stundenlohn von 6,13 Euro bis 7,50 Euro sind 0,20 Cent viel Geld. Egal, die Mädels haben eh alle eine Monatskarte ( die auch jährlich teuerer wird).
Aber sie verdienen (bekommen)  ja ab Januar 2015 nun 8,50 Euro brutto pro Stunde.
Hurra!
Denkste!
Ihre Arbeitszeit von 8 Stunden täglich wird dafür auf 7 Stunden täglich bei gleichbleibender Arbeitsaufgabe herabgesetzt.
Ob sie sich dagegen wehren wollen, kann ich nicht weiterverfolgen. Hier muss ich aussteigen.
8.30 Uhr, ich muss wirklich in’s Büro.
Ein Glück, dass ich mir heute am Morgen ein Gute – Laune – Foto aus dem Garten mitgenommen habe. Ich dachte nicht, es schon so früh zu benötigen.

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Rotes Essigbaumblatt.
Rot ist die Farbe der Arbeiterklasse habe ich einmal gelernt.

Morgens, 8.00 Uhr, im Bus

Die Sonne scheint, als wäre dieser frühe Herbst nie vorhanden gewesen.
Tanzende Sonnenstrahlen lassen Glück auf der Haut zurück und die Minuten bis zum Eintreffen des Buses vergehen zu schnell.
Wie jeden Morgen wartet mit mir die zarte Frau, ca. Mitte zwanzig, zwei kleine Kinder, eins davon noch im Kinderwagen. Das Bellen des schwarzen Hundes scheint im Goldlicht musikalischer als sonst zu klingen. Auch die laute Stimme der noch müden Mutter ruft heut weniger oft „Keeeeeevin, komm jetzt „.
Die Mücken tanzen im Sonnenlicht, das ein wenig grau wird vom aufsteigenden Zigarettenrauch den sie ausstößt. Dem Kleinkind im Wagen schnell einen Zwieback in die Hand gedrückt, Zeit ist Rauch.
Gut, oder besser nicht gut,  wiederholt sich dies alle Morgen. Aber heute, wie gesagt, scheint die Sonne, löst sich die Spannung, habe ich ein Lächeln für sie. Sie lächelt zurück.
Neben uns stehen zwei ältere Damen, die nicht zu meiner morgendlichen Fahrgemeinschaft gehören. Sportliche 3/4 Hosen, karierte Kurzarmblusen,Turnschuhe und Rucksack weisen sie als Schönwetterwanderer aus. Und, richtig, im nun eingetroffenem Bus sitzt der Rest der rüstigen Rentnertruppe.
Die Zeit bis zum Erreichen der geplanten Halte-und Ausstiegsstelle vergeht ihnen im Gespräch wie im Flug.
Nein,  ich habe wirklich nicht gelauscht. Die Gespräche gingen kunterbunt über mehrere Sitzreihen, ich stand im Mittelgang , Flucht war unmöglich.
„Hast du den gesehen?“
„Wen?“
„Na, den dort,  der die Straßenkehrmaschine fährt.“
„Ah, ja, wie bei uns, nur der fährt wenigstens am Straßenrand. Vor meiner Haustür fahren sie immer in der Mitte der Fahrbahn. Wahrscheinlich, damit sie bloss ja nicht diese Dinger wegkehren müssen.“
„Was für Dinger? “
„Och,die jetzt überall rum liegen, man fällt noch hin, wenn sie nicht endlich beräumt werden. Keiner macht mehr Ordnung. Gestern musste ich mein Auto umparken, es knallte nur so auf’s Dach. Nein, zum Glück keine Kratzer, nur Dreckflecken, Hilde hat die gleich weggeputzt. Stimmt’s Hilde, und gesagt, dass endlich gefegt werden muss, hast du auch und überhaupt,  warum stehen die eigentlich noch dort? War da nicht ein Radweg geplant?“
Der Bus bremst und fährt elegant an die Haltestelle.Aus der geöffneten Tür strömen lustig wa(u)nderlich gekleidete Senioren und begeben sich auf den Spaziergang.
Sie werden doch nicht in einer Kastanienallee wandeln wollen? Sie könnten auf den Kopf fallen, die Kastanien, Ihnen, den rüstigen Senioren.
Hier muss auch ich aussteigen.
Schnell sammle ich mir noch eine glänzend braune Frucht und flüstere ihr zu,  ein Glück, dass du nicht unter die Straßenkehrmaschine geraten bist.
8.30 Uhr,Sonne, ich muss jetzt wirklich in’s Büro.

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Pro und Contra

Frühling

Erstes Grün.          tauender             
                          Schmutzschee

Vogelgesang.     Eisiges Schweigen

Wärmende Sonnenstrahlen. 
                               Beißender Wind

Sommer

Überfluß                   faulendes Obst

Gleißendes Sonnenlicht
                               schwüle Hitze
Wärmer Sommerregen
                       zerstörende Gewitter

Herbst

Rotgoldenes Laub   ewiges Kehren

Reife Trauben        anstrengende
                                 Lese

Klares,mildes Sonnenlicht
                         frostige Kälte

Winter

Schneelandschaften.    Eisiger Wind

Kaminfeuer
                         Dreck und Mühe
Spieleabende
                             Langeweile

Es kommt eben darauf an, wie man es sieht.

Einsicht

Was tun,wenn sich alles gegen einen verschworen zu haben scheint?
Wenn wirklich ein Ausnahmefall dem anderen folgt?
Immer wieder gibt es in meinem Leben Momente,in denen entweder ich oder einer meiner Liebsten von ungewöhnlichen Krankheiten heimgesucht werden.
In regelmäßigen Abständen und immer kurz nach einer gerade überstanden geglaubten Situation.
Ruhe zu bewahren gelingt mir nicht immer.
So ist es halt – das Leben.Keinesfalls leicht.
In einem Lied heißt es:“Nichts ist unendlich,so sieh das doch ein,ich weiß, du willst unendlich sein,schwach und klein.“
Es ist so wertvoll zu leben und mich macht immer wütend, wie unglaublich leichtfertig manchmal damit umgegangen wird.
Streit wegen Kleinigkeiten ist so sinnlos,wie könnten wir die kurze Zeit unseres Daseins wertvoll nutzen,wenn wir uns von Nichtigkeiten,Eitelkeit und Egoismus fern hielten.
Jeder Tag,der ohne freudige Gedanken und Hoffnungen,liebevollem Mieinander und gegenseitiger Achtung verbracht wird,ist ein verlorener Tag.
Daran denke ich täglich und versuche, auch in anstrengenden Situation, danach zu leben.
Die Einsicht – das Leben anzunehmen, wie es ist – war nicht einfach.