Gelegentlich bummele ich nach der Arbeit, auf dem Weg zum Busbahnhof durch die Innenstadt, immer auf der Suche nach einer Kugel Eis und einem grünen Plätzchen für deren Verzehr.
Eine nicht aus Chemnitz stammende Bekannte charakterisiert diese Arbeiterstadt so:
Das vorherrschende Grau löst sich sofort, wenn du in eine Seitenstraße einbiegst, auf einmal ist alles Grün.“.
So etwas ist natürlich Musik in meinen Ohren.
Offiziell nennt sich Chemnitz seit einigen Jahren Stadt der Moderne.
Dieses Logo muss für irgendetwas stehen.
Ist vielleicht die vorsorgliche Haltung der Stadtväter in Bezug auf meine Fußgesundheit modern?
Auch in der Fußgängerzone sind herrliche Bäume mit darunter stehen Bänken, die zum Verweilen einladen. Ideal, um mein Eis in Ruhe zu schlecken.
Nur der Weg dahin ist steinig. Bei der Vergabe des Auftrags für die Neuverlegung des Kopfsteinpflasters erhielt der günstigste Anbieter den Zuschlag. Dass der keinen Füllsand zwischen den Steinen im Angebot einkalkuliert hatte, kann kaum übersehen worden sein. Ich gehe davon aus, die Lücken zwischen den Steinen sollen Frauen wie mir beibringen – nur flaches, gesundes Schuhwerk ist auf Dauer zu meinem Besten.
Wieder hatte ich mich nicht daran gehalten.
Tja, musste ich eben balancierend von Stein zu Stein springen, um das Eis und mich zu dem Baume und der darunter befindlichen Bank zu bringen.
Angekommen dachte ich beim Schlecken, etwas außer Atem, an meine modernen Stadtväter und ihre Eis essenden Frauen.
Was die wohl für Schuhwerk tragen?
Übrigens Oberbürgermeister in Chemnitz ist eine Frau.